Was die neue Bundesregierung jetzt tun muss
Die Pflegebranche in Deutschland steht am Abgrund. Seit Jahren steigen die Herausforderungen: ein wachsender Fachkräftemangel, immer mehr Pflegebedürftige und ein Finanzierungssystem, das längst an seine Grenzen gestoßen ist. Pflegeheime und ambulante Dienste kämpfen ums Überleben, während pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen mit steigenden Kosten und sinkender Versorgungsqualität konfrontiert sind. Was muss die neue Bundesregierung tun, um die Pflege aus dieser Krise zu holen?
- Fachkräftemangel gezielt bekämpfen
Der eklatante Personalmangel ist eine der größten Herausforderungen in der Pflege. Es braucht umfassende Maßnahmen, um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen und im Beruf zu halten:
- Bessere Bezahlung: Die Gehälter sind in den letzten Jahren um bis zu 10 % gestiegen, dennoch bleibt die Vergütung oft hinter der Verantwortung und Belastung des Berufs zurück.
- Arbeitsbedingungen verbessern: Weniger Bürokratie, mehr Zeit für die eigentliche Pflege und eine bessere Personalausstattung.
- Ausbildung attraktiver gestalten: Finanzielle Anreize, mehr Ausbildungsplätze und eine praxisnahe Ausbildung, die schneller zu einer echten Entlastung führt.
- Gezielte Fachkräftegewinnung aus dem Ausland: Bürokratische Hürden bei der Anerkennung von ausländischen Qualifikationen müssen abgebaut werden.
- Pflegeversicherung reformieren
Das Finanzierungssystem der Pflegeversicherung stößt an seine Grenzen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sind mit steigenden Eigenanteilen konfrontiert, während Pflegeeinrichtungen um ihre Existenz bangen. Dringend notwendig sind:
- Dynamische Anpassung der Pflegeleistungen an die tatsächlichen Kostensteigerungen.
- Einführung einer Pflegevollversicherung oder einer Deckelung der Eigenanteile, um Pflege bezahlbar zu halten.
- Mehr öffentliche Investitionen in Pflegeinfrastruktur, um eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen.
- Digitale Lösungen konsequent nutzen
Die Digitalisierung kann die Pflege enorm entlasten, doch viele Einrichtungen hängen technologisch hinterher. Die neue Regierung muss:
- Bürokratie abbauen und digitale Dokumentation erleichtern.
- Telemedizinische Angebote ausbauen, um medizinische Versorgung effizienter zu gestalten.
- Förderprogramme für digitale Pflegeanwendungen bereitstellen, die Prozesse erleichtern und Pflegekräfte entlasten.
- Ambulante und stationäre Pflege besser verzahnen
Immer mehr Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause leben. Das erfordert eine bessere Verzahnung von ambulanten und stationären Angeboten:
- Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige, etwa durch steuerliche Entlastungen und bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
- Flexible Pflegeangebote schaffen, die Heim- und häusliche Pflege sinnvoll kombinieren.
- Neue Wohnformen fördern, wie Pflege-WGs oder Quartierskonzepte, die Selbstständigkeit und Gemeinschaft ermöglichen.
- Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen
Die Pflege geht uns alle an – und sie muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Neben politischen Reformen braucht es:
- Mehr gesellschaftliche Anerkennung für Pflegeberufe, etwa durch öffentlichkeitswirksame Kampagnen.
- Engagement von Unternehmen, die Pflegezeiten für Mitarbeitende erleichtern.
- Mehr Forschung und Innovation für zukunftsfähige Pflegekonzepte.
Fazit: JETZT handeln!
Die neue Bundesregierung hat keine Zeit zu verlieren. Die Pflegekrise ist nicht neu, doch sie spitzt sich weiter zu. Wer jetzt nicht handelt, riskiert eine Versorgungskrise mit dramatischen Folgen für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Ein nachhaltiger Plan für die Pflege ist kein politischer Luxus – er ist eine Notwendigkeit.